PORTFOLIO
Kunst, Geschichte
Kinderbildnisse in der Kunst
Ein Streifzug durch die europäische Kunstgeschichte
Wie wurden aus Kindern wirklich Kinder? Warum begann die Gesellschaft in Europa irgendwann die „kleinen Erwachsenen“ als eigenständige Individuen anzuerkennen ? Die Kunstgeschichte liefert auf diese Fragen mit ihren Motiven in den unterschiedlichen Epochen spannende Antworten. Kinderbildnisse vom 17.-20. Jahrhundert erzählen emotional die Emanzipation vom Kind als Nutzwert hin zum Kind als vollwertiges Mitglied einer Familie und als eigenständiges Wesen. Die Geschichte des Kindes ist zunächst einmal eine Geschichte der Erwachsenen. In der Welt des Adels, der Ständegesellschaft und des Klerus wurden Kinder behandelt wie kleine Erwachsene. Kinder hatten einen Nutzwert. Sie waren Arbeitskräfte, sicherten Macht und Familiendynastien. Kinder hatten keine eigene Lebenswelt. Duften keine eigenen Gefühle haben, wurden fremdbestimmt. Es gab keine Kinderwelt, geschweige denn kindliche Bedürfnisse, die es zu respektieren galt. Erziehung bestand aus der Vermittlung von Pflichten und Aufgaben. Doch wann und vor allem warum setzte in der Gesellschaft eine Veränderung ein? Welche sozial-politischen Veränderungen schafften Raum für Kinder? Mit diesen Fragestellungen zeichnet nach, wie die Kinderbildnisse der Kunstgeschichte Antworten geben. Am Ende ist es der Kampf der Menschen für ihre eigene Freiheit, der es auch den Kindern ermöglichte, in den Genuss dieser Rechte zu kommen. Der Kampf für die Selbstbestimmung der Erwachsenen in den Revolutionen gegen die verkrusteten Ständegesellschaften und die Epoche der Aufklärung ermöglichten in deren Folge auch eine wachsende Individualisierung für Kinder. Es begann die sukzessive Abkehr vom Zugriff der Erwachsenen auf deren Leben als ökonomisches und politisches Pfand.
Die europäische Kunstgeschichte zeigt auf eindrückliche und emotionale Weise, wie die Gesellschaft ihren Blick auf Kinder veränderte, nachdem sich ihr Blick auf sich selbst verändert hatte. Mit den Bildern vom 17./18. bis ins 20. Jahrhundert wird die Emanzipation des Kindes am signifikantesten sichtbar und fühlbar. Von den konstruierten Familienbildnissen hin zu facettenreichen Kinderportraits, die deren unterschiedliche Lebens- und Gefühlswelten in den Blick nehmen. Die Kunstgeschichte beantwortet mit den Kinderbildnissen somit auch eine Frage, die uns alle betrifft: wie wir werden, wer wir sind. Kindheit gibt darüber wesentlich Auskunft, damals wie heute.
Buch / Regie
Nicola Graef
Produktion
ZDF/ARTE
52min
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